Definition: Auf der deskriptiven Ebene bezeichnet Postkolonialismus den „Prozess der Loslösung von einem ganzen kolonialen Syndrom“ (Hulme). Kolonisation ist das überdeterminierende, alles überwölbende „Herrschafts-, Macht- und Ausbeutungssystem“, dessen Auswirkungen nie unvollständig überwunden wurden und das daher für die Krisen der heutigen Welt verantwortlich ist. Die Charakteristika des Übergangs sind die Dekolonisierung und Gründung neuer Nationalstaaten, die Formen ihrer ökonomischen Entwicklung, d.h. der neokolonialen Abhängigkeit von der kapitalistischen Welt und den Folgen von Unterentwicklung, die Entstehung einheimischer Machteliten und die Verlagerung des Konflikts Kolonialherr-Kolonisierter in die entkolonialisierten Länder selbst.
Gleichzeitig geht der Begriff „Postkolonialismus“ über die historische Phase der Kolonialisierung und Entkolonialisierung hinaus und betrachtet Kolonisation als „Erkenntnis- und Repräsentationssystem“ (Präfix "post" markiert Periodisierung und stellt epistemologische Kategorie dar.)
Hall, Stuart: „Wann war ‚der Postkolonialismus‘? Denken an der Grenze“. In: Bronfen, Elisabeth/Marius, Benjamin/Steffen, Therese (Hg.): Hybride Kulturen. Beiträge zur anglo-amerikanischen Multikulturalismusdebatte. Tübingen: Stauffenburg 1997, S. 219-246
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