Huntingtons "Kampf der Kulturen"

Nach Huntington führt ein Kulturkonzept (ähnlich der Herder'schen Definition) zur neuen Weltordnung eines "Kampf der Kulturen". Nach seiner Theorie werden Kriege in Zukunft nicht mehr auf Grund unterschiedlicher Ideologien, sondern wegen kulturellen Unterschieden geführt. Für Huntington sind Kulturen:
1. abgegrenzte Einheiten
2. zwar differenziert zwischen Dörfern, ethnischen oder religiösen Gruppen oder Nationalitäten betrachtbar. Aber: immer geschichtlich auf größere, Zivilisationen rückführbar.
3. Abgrenzung erfolgt heute stärker und führt zu Konflikten, weil
... Differenzen als historisches "Produkt von Jahrhunderten" fundamental sind.
... die Welt im Zuge der Globalisierung ein "kleinerer Platz" wird und Menschen zunehmend miteinander in Kontakt treten,
... nationale Identitäten an Wichtigkeit verlieren und religiöse Identitäten und Zivilisationen wieder wichtig werden.
... sich Zivilisationen im Zuge dieser Abgrenzungen in sich zurück ziehen und damit den anderen abgegrenzt gegenüber stehen.
... sich kulturelle Konflikte nicht so leicht lösen lassen wie ideologische Unterschiede.
... regionale Ökonomien stärker werden. Dadurch wird auch die Zusammenarbeit innerhalb von Zivilisationen stärker.

Zur Wahl des Begriffes "Civilization"
In der deutschen Ausgabe des 1996 erschienenen Buches "Clash of Civilizations" wird "Civilization" mit "Kultur" übersetzt. Es ist so von einem "Kampf der Kulturen" die Rede. Angesichts der begrifflichen Auseinandersetzung um "Kultur" und "Zivilisation"im deutschen Idealismus kann die gegebene Übersetzung als irreführend gedeutet werden.

Huntington, Samuel P. (1993): The Clash of Civilizations?. In: Foreign Affairs, vol. 72, no. 3,
Summer 1993, S. 22-49

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