"Black Skin, White Masks" - Rassismus, koloniales Subjekt, der Blick und Geschichte bei Frantz Fanon

In seinem Buch „Schwarze Haut, Weiße Masken“ von 1952 thematisiert Frantz Fanon mit der Leidenschaft eines Betroffenen das bis heute andauernde Problem des Rassismus. Als Psychiater richtete er sein Fokus auf das koloniale Subjekt und dessen Wahrnehmungen als Unterdrückter in den kolonialen, und in späteren Werken, in postkolonialen Verhältnissen. Gleichzeitig setzt Fanon sich stark mit der Identität eines Schwarzen auseinander, der auf der Suche nach einer Identität ist, die aber gleichzeitig ein Produkt des kolonialen und „weißen“ Bildungssystems ist.

Fanons Theorie über „Schwarze Haut, Weiße Masken“ basiert stark auf Jean-Paul Sartres Existentialismus und auf seinem Alteritätskonzept. Laut Sartre benötigt das Ich immer einen Anderen, um sich seine Position in der Welt zu bestimmen und in seiner Existenz zu bestätigen. Laut Sartre fungieren das Ich und der Andere als Spiegelbilder füreinander und sind angewiesen auf den Blick des Anderen, durch den die Position in der Welt bestimmt werden kann.

Sartre folgend stellt Fanon einen Schwarzen und einen Weißen gegenüber. Diese Gegenüberstellung und nicht vorhandene Gleichberechtigung innerhalb dieser Gegenüberstellung bezeichnet Fanon als Teufelskreis. Der Weiße wird natürlich von dem Schwarzen anerkannt, da der Weiße es bestimmen kann, was anerkannt werden sollte. Dagegen wird der Schwarze nicht von dem Weißen als gleichwertiger Mensch anerkannt; bzw. wird der Schwarze vom Weißen gar nicht gesehen. So fehlt dem Schwarzen die Positionierungsmöglichkeit in der Gesellschaft. Um sich in der Gesellschaft sichtbar zu machen und um Anerkennung zu erlangen, ist der Schwarze gezwungen, sich eine weiße Maske sich aufzusetzen. Die weiße Maske kommt unter anderen zur Geltung wenn es um die Sprache geht. Um in der Gesellschaft anerkannt zu werden, sogar in der eigenen, muss der Schwarze Französisch sprechen und Kreol oder Pidgin vermeiden. (Fanon bezieht sich hier auf die Situation auf den Antillen.)

Fanon behauptet, dass der Schwarze Mann eine Kreation der Weißen ist. Diese Kreation ernährt sich von Mythen und Stereotypen. Dabei spielt die Sexualität eine große Rolle.

Fanon strebt mit seinem Buch ebenfalls nach der Befreiung des schwarzen Mannes. „Das koloniale Ding sollte zum Mensch werden“, wie seine spätere Schriftsammlung heißt. Fanon betont, dass sich der schwarze Mann in erster Linien selbst befreien muss. Fanon schreibt die Last der Schwarzen ist, dass sie einst Sklaven waren. Der Schwarze muss realisieren, dass er keine Konstruktion dieser Geschichte sein muss, sondern, dass er auch sein eigenes Fundament kreieren kann. Oder, wie er schreibt: „I am not a slave to slavery that dehumanized my ancestors.” (Frantz Fanon, Black Skin, White Masks, 2008, S.205.)

Nach Fanon hat die Gegenüberstellung des Weißen und des Schwarzen einen massiven psycho-existentialen Komplex zur Folge. Fanon glaubt, dass nur durch die Analyse dieser Gegenüberstellung diese Binarität abgeschafft werden kann. Dadurch hofft er, dass die Jahrhunderte des Unverständnis und des Unwissens gebrochen werden könnten. Diese Analyse dient ebenfalls dazu, einen Weg aus dem Teufelskreis des Rassismus zu finden. In Anlehnung an Nietzsche stellt Fanon fest, dass die Last der Menschen ist, dass sie in ihrer Kindheit Einflüssen ausgesetzt waren, die sie noch nicht verarbeiten konnten. Aus Kinder werden Erwachsenen, die dann Träger der Geschichte ihrer Vorfahren sind. Aufgrund dessen ruft Fanon die Menschen, auf der letzten Seite seines Buches, zur Rekonstruktion der Gesellschaft und zur Entfernung von inhumanen Stimmen der Vorfahren auf, damit eine echte Kommunikation geboren werden kann. Each must move away from the inhuman voices of their respective ancestors so that a genuine communication can be born.“ (Frantz Fanon, Black Skin, White Masks, 2008, S.206.)

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