| Gedächtnis | Geschichte |
| - das Leben; von lebendigen Gruppen getragen; ständig in Entwicklung; der Dialektik des Erinnerns und Vergessens offen; weiß nicht um die Abfolge seiner Deformationen; für alle möglichen Verwendungen und Manipulationen anfällig; zu langen Schlummerzeiten und plötzlichem Wiederaufleben fähig. | - die stets problematische und unvollständige Rekonstruktion dessen, was nicht mehr ist. |
| - ein stets aktuelles Phänomen, eine in ewiger Gegenwart erlebte Bindung | - Repräsentation der Vergangenheit |
| - affektiv und magisch: behält so nur die Einzelheiten, die es bestärken; ist zu allen Übertragungen, Ausblendungen, Schnitten oder Projektionen fähig | - intellektuelle und verweltlichte Operation; fordert Analyse und kritische Argumentation |
| - rückt die Erinnerung ins Sakrale | - vertreibt die Erinnerung aus dem Sakralen, Entzauberung |
| - entwächst einer Gruppe und stiftet deren Zusammenhalt; von Natur aus auf Vermehrung und Vervielfachung angelegt; kollektiv und individualisiert | - zum Universalen berufen |
| - haftet am Konkreten, im Raum, an der Geste, am Bild, am Gegenstand | - befasst sich nur mit zeitlichen Kontinuitäten, mit den Entwicklungen und den Beziehungen der Dinge |
| - ist ein Absolutes | - kennt nur das Relative |
| | - Entlegitimierung der gelebten Vergangenheit; Entsakralisierung |
- Die Geschichte verurteilt unsere Gesellschaft zum Vergessen; Geschichte ist das, was unsere Gesellschaften aus der Vergangenheit gemacht haben.
- Das echte, soziale, unberührte Gedächtnis ist ein Gedächtnis ohne Vergangenheit, besorgt ewig die Überlieferung.
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